Schließfächer, Lagerkoller und Kuchenpause

Liebe Alle,

Ja, sie sind endlich auch bei uns so richtig angekommen unsere neuen Referendare. Heute wurde sich den ganzen Tag engagiert und umfassend um den neuen Jahrgang gekümmert. Dadurch haben die „Neuen“ einen guten Überblick über das Theresianum erhalten. Dass der Tag für alle Beteiligten sehr intensiv war, haben wir wahrgenommen. Eine Tasse Kaffee und ein Stück Kuchen sind ein erster Dank. Mit dabei waren auch, was mich sehr gefreut hat, ein paar „alte Bekannte“ aus dem letzten Jahrgang, die hilfreiche Tipps weitergeben konnten.

Unsere Betreuung ist inzwischen auf 27 Kinder angewachsen. Nach und nach kommen auch Schüler der Oberstufe dazu, die von sich sagen, dass sie in der Schule besser lernen. Es ist ein bisschen schade, dass Sie es nicht selbst sehen und erleben können. Da herrscht schon eine super angenehme, vertraute und gleichzeitig konzentrierte Stimmung.

In der Medio steht unser neuestes Gimmick (… ich liebe dieses Wort, schon seit den Yps-Heftchen aus meiner Kindheit). Ein Laptopaufbewahrungsschrank mit Lademöglichkeit und Zahlenschloss (… und ich liebe die deutsche Sprache, die solche Worte zu bilden in der Lage ist). Hier sollen zukünftig die ausleihbaren Laptops aufbewahrt werden.

In der Schulleitung hatten wir beraten, wie wir mit den Beschlüssen aus dem Bildungsministerium umgehen. Wir haben uns die Entscheidung nicht leichtgemacht, muss man doch immer Gesundheitsschutz und ein berechtigtes Interesse an Präsenzunterricht gegeneinander abwägen. Mit ins Kalkül einbeziehen mussten wir, dass die Lüftung in der Woche vom 1. Februar ausgeschaltet werden muss und uns in dieser Woche keine Heizung zur Verfügung steht. Und so haben wir uns entschlossen, dass die Klassenstufen 5-11 die nächsten drei Wochen im Fernunterricht verbleiben. Für die Jahrgangs­stufe 12 werden wir in der Woche vom 1.-5. Februar beraten, ob wir unsere angehenden Abiturienten evtl. schon eine Woche früher wieder in der Schule unterrichten.

Ich hatte heute mit einer Kollegin gesprochen und wir haben uns ein bisschen ausgetauscht. Wir waren uns einig, dass die Tage dröger sind. Man sieht immer nur die gleichen Personen, es fehlt der Publikumsverkehr, eben das Salz in der Schulsuppe. Das kann ich gut nach­voll­ziehen. In der Verwaltung sind Telefon und Computer DIE Arbeitsinstrumente geworden. Kommunikation findet fast aus­schließlich digital statt … von Angesicht zu Angesicht sieht man immer die gleichen geschätzten Menschen und man ist froh, wenn auch mal Personen da sind, die sich sonst im Homeoffice befinden.

Zuhause höre ich dann vom Tag meiner Frau und meiner Kinder: Sie werden im Fernunterricht beschult, können sich nicht mit Freunden treffen, sind die meiste Zeit eben da. Bei diesem Wetter kommen sie noch nicht mal vor die Tür. Das zehrt an den Nerven, führt zum Lagerkoller, schlechter Stimmung, alle sind irgendwo unzufrieden. Bei uns muss meine Frau diese Situation managen und sie muss nicht noch Wegweiser vorbereiten oder Tutorengespräche führen. Und so ziehe ich vor Hochachtung meinen Hut vor all denen, die in dieser Situation Lehrer oder Lehrerin am TH, Lernbegleitung im Homeoffice oder Betreuung von kleineren Kindern, Mutter oder Vater und Ehemann/Ehefrau/Partner/Partnerin sind.

Ich möchte heute mit einem Mutmachzitat von Max Frisch schließen: „Krise ist ein produktiver Zustand. Man muss ihr nur den Beigeschmack der Katastrophe nehmen“. Das ist sicherlich leichter gesagt als getan, aber wir sollten es versuchen.

Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend

Ihr Stefan Caspari

Ähnliche Beiträge im Blog